„Erst wenn der letzte Baum gerodet, der letzte Fluss vergiftet, der letzte Fisch gefangen ist, werdet ihr merken, dass man Geld nicht essen kann.“ – Dieses bekannte Zitat verdeutlicht, wie eng die Gesundheit unserer Umwelt mit unserem eigenen Überleben verbunden ist.
Der Verlust von natürlichem Boden ist weit mehr als das bloße Verschwinden von Grünflächen. Durch die Zerstörung von Böden nehmen wir nicht nur unzähligen Lebewesen ihren Lebensraum, sondern auch uns selbst eine essenzielle Lebensgrundlage.
Ein Problem vor unserer Haustür
Bodenzerstörung betrifft nicht nur weit entfernte Regionen, wie Regenwälder oder Taiga im hohen Norden. Auch bei uns, mitten in Österreich, ist fruchtbarer Boden – unser Ackerland – zunehmend bedroht.
Warum ist Ackerland so wertvoll?
- Ernährungssicherheit: Fruchtbare Böden, die sich über Jahrtausende durch natürliche Prozesse wie Sedimentation oder den Einfluss von Flüssen gebildet haben, zählen zu den wertvollsten Ressourcen. Diese Böden bieten eine überdurchschnittliche Ertragskraft und sichern einen Großteil unserer Nahrungsmittelproduktion.• Wasserregulierung und Hochwasserschutz: Intakte Böden wirken wie ein Schwamm. Sie nehmen Wasser auf, speichern es und geben es langsam wieder ab. Angesichts zunehmender Wetterextreme versuchen Städte inzwischen mühsam, durch „Entsiegelung“ Schwammstadt-Konzepte umzusetzen.
- Klimaschutz und Erosionsschutz: Gesunde Böden speichern Kohlenstoff und verhindern Bodenabtrag. Auch Wiesen und Grünland tragen maßgeblich zur Klimaregulation bei.
- Lebensraum und Biodiversität: Böden sind Lebensräume für unzählige Mikroorganismen, Insekten und Pflanzen – ein unverzichtbarer Bestandteil unseres Ökosystems.
- Begrenzte und kaum erneuerbare Ressource: Böden entstehen extrem langsam. Die Neubildung von nur 10 cm Humus dauert rund 1.000 Jahre. Einmal versiegelte Böden können ihre Funktion kaum wieder aufnehmen, selbst wenn sie entsiegelt werden.
Die Bedrohung durch Versiegelung
Trotz der enormen Bedeutung von Ackerland wird es auch in Österreich zunehmend versiegelt – für Gewerbegebiete, Straßen oder andere Bauprojekte. Oft geschieht dies, obwohl bereits versiegelte Flächen wie Industriebrachen verfügbar wären. Leider werden wirtschaftliche Überlegungen, wie geringere Kosten, häufig über den Schutz wertvoller Böden gestellt.
Ein verbreiteter Irrtum ist, dass Böden durch Begrünung oder Entsiegelung einfach wiederhergestellt werden können. Zwar mag eine entsiegelte Fläche durch Begrünung
wieder grün erscheinen, doch das stellt nicht die ursprüngliche Bodenstruktur, -fruchtbarkeit und -funktion wieder her. Böden sind komplexe Systeme, die sich aus verschiedenen Schichten wie Humus, Unterboden und Ausgangsgestein zusammensetzen. Wenn diese durch Versiegelung zerstört oder verdichtet werden, dauert es äußerst lange, bis sich die ursprüngliche Bodenqualität regeneriert.
Besonders die Humusschicht, die über Jahrtausende durch natürliche Prozesse wie die Zersetzung organischer Stoffe und die Aktivität von Bodenorganismen entstanden ist, kann nicht in kurzer Zeit wiederhergestellt werden. Die einzige Möglichkeit, fruchtbare Erde aufzutragen, besteht darin, sie von einem anderen Ort zu entnehmen – was dort wiederum den Verlust wertvollen Bodens bedeutet z.B. Humus aus Mooren.
Versiegelung zerstört zudem dauerhaft die Bodenstruktur, hindert den Boden am Atmen, blockiert die Wasseraufnahme und verhindert biologische Aktivität. Auch nach einer Entsiegelung bleibt der Boden oft verdichtet und unfruchtbar. Studien bestätigen, dass entsiegelte Flächen in den meisten Fällen nicht mehr ihre ursprüngliche Funktion als Lebensgrundlage und CO₂-Speicher erfüllen können.
Die Konsequenzen sind langfristig gravierend: Ein versiegelter Boden kann nie wieder die Lebensgrundlage sein, die er zuvor war. Böden sind daher in menschlichen Zeitmaßstäben eine nicht erneuerbare Ressource!
Weltbodentag 2024
Am 5. Dezember feierten wir den Weltbodentag, der 2002 von der Internationalen Bodenkundlichen Union (IUSS) ins Leben gerufen wurde. Seit 2014 ist dieser Tag ein offizieller UN-Welttag, unterstützt von der FAO (Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen) und dem Global Soil Partnership (Globale Bodenpartnerschaft zum Schutz und für die nachhaltige Nutzung von Böden). Ziel dieses Tages ist es, die Bedeutung gesunder Böden für Ernährungssicherheit, Klimaschutz und unsere Zukunft ins Bewusstsein zu rücken.
Viele Grüße, Adi Hütter